Co-Creation eines digitalen Europas
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11.09.2023Andreas Thal
Was ist Co-Creation?
Co-Creation ist eine Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Unternehmen, staatlichen Institutionen und Forschung/Akademien, um gemeinsam digitale Produkte zu entwickeln. Es geht um die Lösung von Problemen durch die Einbeziehung von Bedürfnissen, Ideen, Perspektiven und das Einfließen in Spezifikationen und Dienstleistungen zum Nutzen und Wachstum der Gesellschaften in Europa. Im Marketing und in der Produktentwicklung ist Co-Creation ein Managementansatz, der es Unternehmen und Kunden ermöglicht, zusammenzuarbeiten. Der Grundgedanke ist, dass Kunden und Unternehmen durch Zusammenarbeit Synergieeffekte schaffen können. Der Begriff wurde von C. K. Prahalad und Venkat Ramaswamy durch die Veröffentlichung des Harvard Business Review-Artikels „Co-opting Customer Competence“ im Jahr 2000 geprägt.
Co-Creation besteht aus zwei wesentlichen Schritten:
- Beitrag: Ideen werden eingereicht
- Auswahl: die vielversprechendsten Ideen werden ausgewählt
Was sind die Herausforderungen?
Es gibt einige Faktoren, die die Wettbewerbsfähigkeit Europas als digitaler Wirtschaftsraum stark beeinflussen und mit ihr interagieren.
Die Rahmenbedingungen im Technologiesektor wie Bildung, Forschung und digitale Infrastruktur (Hochgeschwindigkeitsinternet, mobiles Internet, digitale Identität, digitale Verwaltung und digitale Prozessketten) sind von zentraler Bedeutung und eine eindeutige Herausforderung in Europa. Hinzu kommen makroökonomische Rahmenbedingungen wie Standort, Rechtsgrundlagen, Verwaltung, Energiekosten, Steuern und Finanzierung sowie der Fachkräftemangel. Gerade in Deutschland ist der Grad der „Homeostasis“, also der Wunsch nach Systemgleichgewicht, hoch. So hat Deutschland etwa die größte Anzahl von Gesetzen weltweit (Blockierung des Wandels durch Regulierung). Dies ist kein ideales Klima für neue Unternehmen und/oder Unternehmertum!
Auch wenn Krisen ein Beschleuniger für Veränderungen sind, mangelt es an Rücksichtnahme und einem lebendigen Ideendiskurs. Eine Krise bringt ein hohes Maß an Motivation, birgt aber auch die Gefahr der Engstirnigkeit.
Ideologie ist eine verkürzte Sicht auf die Realität (nicht die einfache Lösung eines komplexen Problems) – außerdem ist Deutschland eher intellektuell geprägt, es fehlt die Empirie (also das Ausprobieren), die allgemein einen schlechten Ruf hat. Dies ist aber ein extrem wichtiger Faktor in der Digitalisierung. Kurze Entwicklungszyklen, schnelles Feedback, Anpassung und erneuter Versuch (natürlich mit Sinn und Verstand). In der Entwicklung nennt man das die AGILE Arbeitsweise – wer es richtig macht, steht hoch im Kurs und hat sofort Erfolg. Mit Angst und Risikoscheu können wir im internationalen Wettbewerb nicht erfolgreich mitspielen. Die Asiaten sehen die Digitalisierung und Automatisierung als Weiterentwicklung der Gesellschaft und als Steigerung der Lebensabschnitte. Dieser proaktive Ansatz gibt ihnen Aufwind.
Investitionen in die Digitalisierung Europas
Wir müssen einige grundsätzliche Einstellungen überdenken und die folgenden Punkte rechtzeitig ändern.
- Drastische Verbesserung der Hochgeschwindigkeitsverbindungen (+ einfacher Zugang)
- Einführung einer landesweiten digitalen Identität. In Indien etwa haben 800 Millionen Einwohner eine digitale Identität. In Delhi kann man auf der Straße beim Obsthändler digital bezahlen und alle Verwaltungsprozesse sind vollständig digitalisiert
- Förderung des Unternehmertums von der Schule bis zur Universität, auch ohne nennenswerten Abschluss
- Förderung von Forschungseinrichtungen durch den Staat (eine gesunde Mischung aus Unternehmenskontakten -> Co-Creation und Grundlagenforschung)
- Investition in eine Integrationskultur für Fachkräfte
In Europa gibt es positive Faktoren
Die positiven Auswirkungen des Lebens und Arbeitens in Europa sind an allgemeine Faktoren geknüpft wie
- Lebensqualität (die wie ein Magnet für Spezialisten wirken kann)
- Klima und Umwelt
- Bildungsinfrastruktur und Facheinrichtungen (Schulen, Universitäten…)
- Kreative und produktive mittelständische Unternehmen
- Das heutige Gesundheitssystem
symmedia als Beispiel
symmedia ist ein europäisches Unternehmen mit 25 Jahren Erfahrung in der Service-Digitalisierung für Maschinenbauer und -betreiber (wir zählen TOP-Player in der DACH-Region zu unseren Kunden). Wir sind Pioniere, wenn es um die sichere Anbindung an Industriemaschinen geht. Die COVID-Krise hat in unserem Marktsegment zu einem Umdenken geführt, Fernarbeit ist heute normal. Die Nachfrage ist heute größer denn je.
Wir haben uns im richtigen Moment auf den Wandel vorbereitet – dies ist nur möglich, wenn im gesamten Unternehmen die Einstellung vorherrscht, dass Veränderungen immer eine Chance sind, besser zu werden. Wir haben einen straffen Turnaround und die Entwicklung unseres neuen Produktes Secure Service Hub innerhalb von 18 Monaten geschafft. Die Digitalisierung beschleunigt die Wettbewerbsfähigkeit durch ein hohes Maß an Veränderungsbereitschaft. symmedia ist damit das beste Beispiel dafür, wie Digitalisierung als Geschäftsmodell die Wettbewerbsfähigkeit verbessert!
Womit sind die Co-Creators konfrontiert?
Im Grunde bedeutet Co-Creation die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Kunden. Dies ist wichtig, um sehr früh und kontinuierlich im Produktionsprozess anwendungsorientiertes Feedback zu erhalten.
Herausforderungen bei der Co-Creation
Die Zusammenarbeit erfordert ein hohes Maß an Transparenz und Vertrauen. Viele europäische Unternehmen sind noch zurückhaltend, wenn es darum geht, Kunden zu nahe an die Produktionsprozesse heranzulassen. Die Industrie stützt sich manchmal stark auf geistiges Eigentum (IP). Aber es geht auch anders – das beste Beispiel für Transparenz ist Elon Musk, der alle Patente freigegeben hat, weil er den Wettbewerb nicht scheut – und weil er sich nicht auf dem Status quo ausruhen kann. Spannende Gedanken wie dieser wären in Deutschland verrufen bis undenkbar.
Ein exzellentes Produkt ist wichtig (nicht perfekt und nicht 100%ig fertig) – aber es muss einen signifikanten Kundennutzen darstellen und die Arbeit erleichtern, das Geschäft beschleunigen und/oder den Aufwand für den Kunden reduzieren. Der Kunde ist in der Regel auch Experte in seinem Geschäftsfeld und kann durch Transparenz dafür sorgen, dass die Produkte der Unternehmen besser werden. Co-Creation erfordert ein hohes Maß an nachhaltigem Win-Win-Denken – das sich in der angelsächsischen / westlichen Hemisphäre noch nicht in allen Branchen durchgesetzt hat.
Erfolgsfaktoren für die Co-Creation
Co-Creation ist dann erfolgreich, wenn Unternehmen und Kunden in agilen kurzen Zyklen zusammenarbeiten und kein Problem mit Transparenz haben. Natürlich hilft es auch, wenn die beiden Parteien sich gegenseitig für ihre jeweilige Leistung respektieren und von einer starken Win-Win-Mentalität beseelt sind. Das Wichtigste ist, dass Sie einen klaren Praxisbezug herstellen. Sie sollten gemeinsam Ideen und Innovationen schnell entwickeln, gemeinsam Feedback geben, anpassen und wieder umsetzen. Eine Co-Creation ist dann stark, wenn am „echten“ Objekt gearbeitet wird und die Interessen der Beteiligten zumindest in die gleiche Richtung weisen.
symmedia lebt die Co-Creation in zwei Richtungen
Gemeinsam mit unserem Eigentümer, der Georg Fischer AG, haben wir unser neues Produkt Secure Service Hub entwickelt. Das heißt, unsere gemeinsame Erfahrung und Kompetenz als digitaler Dienstleister und Maschinenbauer hat dafür gesorgt, dass wir in Rekordzeit ein neues Produkt entwickeln konnten. Gemeinsam erhalten wir ein fantastisches Feedback aus dem Markt.
Wir haben eine Co-Creation-Beziehung mit SOPRA Steria, weil wir als symmedia in der Zeit der Neuentwicklung nicht über ausreichende Kapazitäten verfügten. Sopra Steria hat einen wesentlichen Beitrag im Bereich Technik und Infrastruktur geleistet, so dass wir den Kundennutzen mit modernster Technik und Sicherheit bieten konnten.
symmedia hat es geschafft, sich in 18 Monaten neu zu erfinden – so dass unsere Historie von 25 Jahren Produktentwicklung kein Hindernis, sondern der mutige Erfolgsfaktor war. Co-Creation wird bei der Entwicklung digitaler Dienste und der Intensivierung der Zusammenarbeit auf einer transparenten Ebene an Bedeutung gewinnen.